GESCHICHTE
Die Geschichte der Lochkamera lässt sich zwischen Kunst und Wissenschaft einordnen und ist eine wichtige Entwicklung auf dem Weg zur heutigen digitalen Fotografie.
Am Anfang standen wohl einfache Schattenspiele und Lichtreflektionen, die man durch Mauerspalten oder Holzritzen entdeckt hatte. Irgendwann wurden die Löcher gezielt gesetzt und auf den Kopf stehende und spiegelverkehrte Projektionen wurden sichtbar. Die Entstehungsgeschichte der Kamera lässt sich bis ins antike Griechenland und China zurück verfolgen.
Im 18. und 19. Jahrhundert war dann die Camera obscura (lat. "dunkle Kammer") als Jahrmarktsvergnügen weit verbreitet. Besucher wurden in diese dunklen Räume gebracht und konnten auf der dem Loch gegenüberliegenden Seite Personen, Bäume oder Häuser sehen, die auf dem Kopf standen. 
Schließlich wurde der Lichteinfall noch durch einen Spiegel umgeleitet und ganze Landschaften konnten so in den "Dunkelkammern" besichtigt werden.
Seit dem 18. Jahrhundert schon bauten sich Künstler/Maler sogenannte Skizzierinstrumente mit einer Glasplatte wie auf dem zweiten Foto um ihr Motiv direkt auf ein Blatt Papier zu kopieren.

Hüttenförmige Camera obscura
McAllister - Optic Projection: Principles, Installation and Use of the Magic Lantern, Projection Microscope, Reflecting Lantern, Moving Picture Machine, by Simon Henry Gage and Henry Phelps Gage, Ph.D. Ithaca, New York, Comstock Publishing Company. 1914

Skizzierinstrument
Von Stefan Kühn - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Science Museum London, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=524714

Auch wenn die Anfänge der Camera obscura weit zurück liegen, gilt doch erst die Erfindung zur Konservierung der Bilder als ein wesentlicher Meilenstein in der Fotografie.
Als erster entwickelte Joseph Nicéphore Niépce ein Werkzeug zur Konservierung der Fotografie mit Licht. Die Technik der Heliographie bewahrte die Aufnahmen jedoch nicht dauerhaft, sondern nur für acht Stunden.
Das älteste erhaltene Foto, eine Heliographie von Niépce, entstand im Herbst 1826 und zeigt den Blick aus einem Fenster in Chalon-sur-Saône, ausgestellt in Harry Ransom Center's Gernsheim Collection an der University of Texas in Austin.
Die älteste erhaltene Fotografie, Joseph Nicéphore Niépce, Chalon-sur-Saône, 1826
Retuschierte Reproduktion von 1952
Schon 1829 sprachen Niépce und Louis Jacques Mandé Daguerre von:
"Eine von selbst vor sich gehende Reproduktion, der in der Camera obscura aufgefangenen Bilder."

1834 beschichtete Henry Fox Talbot Schreibpapier mit Lösungen von Kochsalz und Silbernitrat und setzte sie der Sonne aus. Es entstanden Schattenzeichnungen/Fotogramme
1835 verteilte Talbot "Mausefallen" auf seinem Anwesen: 5-8 cm große Kisten mit kleinen Löchern für lange Belichtungszeiten.
Er stellte fest, dass er die entstandenen Negative beliebig oft wieder auf lichtempfindliches Papier kopieren konnte um tonwertrichtige Bilder zu bekommen (Positive). 
1839 veröffentlichte Talbot einen Bericht über seine Technik: Die Photogene Zeichnung. Ein Prozess, durch den natürliche Objekte dazu gebracht werden, sich selbst abzubilden ohne die Hilfe des Stiftes eines Künstlers.

Schattenzeichnung
Das berühmte Erkerfenster von Lacock Abbey, Henry Fox Talbot, 1835

Die älteste erhaltene Daguerreotypie, Atelier, Louis Daguerre, 1837

1837, also etwa zeitgleich mit Talbots Versuchen, gelang es Louis Jacques Mandé Daguerre mit einem anderen Verfahren, die Bilder der Camera obscura haltbar zu machen und erzielte damit bessere Resultate.
Ab 1839 fand seine „Daguerreotypie“ breite öffentliche Unterstützung. So verhalf er der Fotografie zu einem echten Durchbruch, die sich dann auch rasant weiter entwickelte.
Durch Einfügen einer Sammellinse in das Loch konnte die Kamera schließlich verkleinert und das Bild heller und schärfer gemacht werden. Die Weiterentwicklung führte von der bildgebenden Linse, wie noch bei der "Box", zu der mehrlinsigen Optik, dem Objektiv.
Der Aufbau ist bei einer analogen Kamera oder einer Digitalkamera prinzipiell gleich. Das Bild wird von einem Objektiv auf einem Film (Analogkamera) oder auf einem elektronischen Sensor (Digitalkamera) an der gegenüberliegenden Kamerawand erzeugt. Mit dem Auslöser wird der Verschluss am Objektiv für eine sehr kurze Zeit geöffnet, sodass das Licht durch das Objektiv fallen und ein Bild aufgenommen werden kann.
Auch das Auge des Menschen und der Wirbeltiere ist im Prinzip eine Kamera. Das Bild wird hier von der Linse auf der lichtempfindlichen Netzhaut an der Rückwand des Augapfels erzeugt.

>> alle geschichtlichen Informationen und Bilder auf Wikipedia nachzulesen
Aufbau
Die Lochkamera ist eine einfache Kamera um eine optische Abbildung zu erhalten.
Einfluss auf Schärfe und Größe des Abbilds:
1. Lochgröße
Je größer das Loch umso unschärfer ist das Bild.
2. Abstand zwischen Gegenstand/Motiv zum Loch (g)
Je länger die Gegenstandsweite g umso kleiner ist das Bild (B).
3. Abstand zwischen Loch und Rückwand/Bildträger (b)
Je länger die Bildweite b umso größer ist das Bild (B).
4. Abbildungsmaßstab (A)
Das Verhältnis zwischen Bildgröße (B) und Gegenstand (G) ist genauso groß wie zwischen
Bildweite (b) und Gegenstandsweite (g).
A = B/G = b/g
Aufbau und Funktion der Lochkamera im Vergleich mit dem menschlichen Auge:
EINSATZ
Einsatz der Lochkamera in meiner Diplomarbeit
In meiner Arbeit geht es in Bezug auf die Lochkamera nicht um das Abfotografieren von Gegenständen, sondern um das Aufzeichnen von Datenspuren mit Hilfe von Licht/ der Sonne.
Es geht um die Daten und Spuren, die die Teilnehmenden in 20 min. im eigenen Tempo auf einer Strecke hinterlassen, sammeln und finden. Wobei die Strecke zusätzlich digital durch eine App als Linie, je nach Weg-Führung mit entsprechenden Ecken und Kurven, dargestellt wird.
In Wirklichkeit ist die Strecke aber ein Raum, in dem die Laufenden sich bewegen und den sie durch ihre Bewegungen, Körpergröße und Präsenz einnehmen.
Durch die Aufnahme der Lochkamera, die in der Hand dem Bewegungsrhythmus entsprechend mitschwingt, wird das entstehende Negativ-Foto zu einem einmaligen Abbild eines persönlichen Bewegungsprofils.
Da zusätzlich noch die Anzahl und Intensität der Sonnenstrahlen, die auf das Fotopapier auftreffen eine wichtige Rolle spielen, werden die Teilnehmenden selbst, aber auch niemand anderes noch einmal zu einem gleichen Ergebnis kommen.
Die Ansammlung der geschwungenen Spuren sind Unikate. Dies wird im Vergleich mit den Ergebnissen untereinander sichtbar werden.
Foto 1: Lochkamera im Einsatz
Foto 2: Lochkamera offen mit Fotopapier (10 x 15 cm) beladen, Loch verklebt
Foto 3: Im Hintergrund das Lochkamera-Foto, im Vordergrund die gleiche Strecke, die Google Maps aufgezeichnet hat
LK im Einsatz
LK im Einsatz
LK mit Fotopapier
LK mit Fotopapier
LK-Strecke + Google-Maps-Strecke
LK-Strecke + Google-Maps-Strecke
Back to Top